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Faktencheck: Süditalien und Autofahren

Ein Thema, dem man unbedingt einen Blogeintrag widmen sollte. Denn - je südlicher, desto leidenschaftlicher. Man kann hier durchaus von einem "Latin Driver" sprechen. Ich bleibe bewusst in der männlichen Ansprache, denn das Fahrverhalten, das wir beobachten konnten, ist mehrheitlich eine testosteron-bestimmtes. Ich beginne mit ein paar grundsätzlichen Dingen. Der Rückspiegel: er ist in den Augen der Süditaliener eine Mehrausstattung, die man zwar mit dem Auto mitgekauft hat, hier aber nicht notwendig ist, denn es ist nicht entscheidend, was hinten passiert, vorne ist wichtig. In diesem Sinne schaut jeder nur nach vorne, wenn da was passiert, kann man ja reagieren. Dann der Blinker: ebenfalls eine Mehrausstattung, die nur in einer Situation zu betätigen ist, nämlich wenn man dem Vordermann schon in der Stoßstange hängt und der nicht versteht, dass man doch an ihm vorbei wolle. Dieses Blinken ist eine höfliche Information an den vorne fahrenden Lenker, der das aber nicht sieht, weil er sich ja nur nach vorne und nicht nach hinten fokussiert. Spurwechsel, egal ob in der Stadt oder auf der Autobahn, leitet man einfach mit einer ruckartigen Lenkbewegung ein, die hinten Fahrenden können ja entsprechend reagieren und bremsen. Ampelfarben und Verkehrszeichen sind lediglich als Empfehlungen zu betrachten, die Verkehrsbehörde weiß das natürlich und antwortet darauf mit Verschärfungen. So wurde auf Teilstrecken von Schnellstraßen (!) die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h festgesetzt. Das Ergebnis: Variationen zwischen 50 und 150 km/h, was das Navigieren und Wechseln der Spuren grenzwertig schwierig macht. Auch das richtige Verhalten an Kreuzungen sei erwähnt: Der "Latin Driver" reagiert auf das geringste Zögern des Verkehrskontrahenten - und sei es nur ein Aufblitzen im Auge - mit dem gnadenlosen Durchdrücken des Gaspedals. Führt dazu, dass höfliche und rücksichtsvolle Autofahrer (Frauen, Ausländer oder Norditaliener) ewig an geregelten und ungeregelten Kreuzungen verharren und sich so den Zorn der von hinten kommenden Fahrern zuziehen, was in einem gellenden Hupkonzert seinen Ausdruck findet. Auch beim Parken lässt der Süditaliener eine gewisse Empathie vermissen. In Gassen, die woanders zweispurig angelegt sind, hier in Italien aber mit zwei Parkspuren (links und rechts) und einer Fahrspur, wird für wichtige Erledigungen auch schon mal ein dritte Parkspur eröffnet. Kritik an so einer Verhaltensweise empfindet der "Latin Driver" als persönliche Beleidigung und reagiert mit entsprechenden Handzeichen. Jetzt setzen wir über nach Albanien, da soll es ähnlich sein...

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