E-Mobilität in Italien - wie sieht es damit aus? Nicht gut, denn nach den Europawahlen will Giorgia Meloni nun in Brüssel auch eine Abkehr von den Klimazielen der EU durchsetzen. In Italien selbst hat ihre Regierung schon mal die zaghafte Autowende abgewürgt. Meloni meint: „Der Green Deal ist ein ideologischer Wahnsinn und die erste Aufgabe der neuen EU-Kommission muss es sein, ihn vollständig zu überarbeiten.“ Die Koalitionsparteien in Rom fordern den Abschied vom Verbrenner-Aus bis 2035.
Das Nachsehen haben freilich die Beschäftigten in den italienischen Fabriken des Stellantis-Konzerns, der 2021 aus der Fusion von Fiat Chrysler mit der französischen PSA (Peugeot, Citroën, Opel) hervorgegangen ist. Ihre Aussichten auf sichere Arbeitsplätze schwinden zusehends. Nirgends fällt die Agonie der italienischen Autoindustrie so klar ins Auge wie in Turin. Im Fiat-Stammwerk Mirafiori, das einmal die größte Automobilfabrik Europas war, werden heute nur noch zwei Maserati-Modelle und der Fiat 500e gefertigt. Seit April wurde die Arbeitszeit der 2800 Beschäftigten in der Endmontage sogar um bis zu 80 Prozent gekürzt. Naht das Ende der Autonation Italien? Die Mailänder Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore titelt: „Für das italienische Automobil läuten die Totenglocken“. Begraben hat Stellantis auch das Vorhaben, in Termoli an der süditalienischen Adria Ende 2026 eine Batteriefabrik zu eröffnen.
Da hilft es auch nicht, dass im Juni 2024 von der italienischen Regierung eine großzügige Kaufprämie für E-Autos ausgeschrieben wurde. Bis zu 13.750 Euro Zuschuss für den Kauf eines E-Autos konnten Italiener ergattern – vorausgesetzt, sie waren schnell. Leider wurde die Subvention zu einer Art Lotterie. Der E-Auto-Bonus war nämlich nach neun Stunden erschöpft. Die Nachfrage nach der Prämie war überwältigend und beweist einmal mehr, dass der Markt vorhanden wäre - nur der politische Wille nicht.
Im Gegenteil: Eifrig treiben die Verbrennerfreunde in Rom ihre Kampagne gegen die Elektromobilität voran. Finanzminister Giancarlo Giorgetti kündigte neulich auf einem Autohändler-Treffen in Verona an, dass sein Ministerium bereits konkret über die Einführung einer Lade-Steuer nachdenke. Schließlich müsse sich der Staat auf die sinkenden Einnahmen aus den Spritsteuern vorbereiten. Ob Giorgetti nicht weiß, dass der Strom in Italien besteuert wird wie Benzin und Diesel? Oder wollte er den Leuten zurufen: Lasst bloß die Finger von den E-Autos!
Quelle: Süddeutsche Zeitung, Ulrike Sauer
Kommentar schreiben
Thomas R. (Mittwoch, 04 September 2024 05:42)
Tja… ein langer Weg liegt vor uns