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4. Etappe | Tag 7: Von Vieste nach Ruvo di Puglia (Apulien)

Wir bleiben in Apulien und wechseln unseren Standort. Es geht nach Ruvo di Puglia, also weg vom Meer hinein ins Landesinnere. Eine kurze Strecke, auf der mittendrin Trani liegt, bekannt als eine der schönsten und elegantesten Küstenstädte Italiens. Sofort fällt die gefühlvoll renovierte mittelalterliche Altstadt ins Auge und vor allem der farbenfrohe Fischerhafen. Ein echter Fischerhafen, umringt von Cafés, Bars und Fisch- und Meeresfrüchte-Restaurants. 

Auf der Suche nach einem Café kommen wir an einer offenen Türe vorbei, neben der ein alter Mann sitzt. Sofort beginnt ein Gespräch, er lädt uns ein, mit ihm einen Kaffee zu trinken. Auf die Frage, ob er denn hier ein Café betreibe, meint er: Ja, ungefähr. Spricht´s und verschwindet hinter die Theke, wo eine kleine Küche zum Vorschein kommt und kocht uns zwei Espressi mit einer Bialetti. Im Raum selbst eine Menge Kram, aus vier riesigen Lautsprechern dröhnt klassische Musik - Brahms. Auf den Wänden eine Unmenge Bilder, auf vielen davon ist er als Seemann zu sehen. Ich frage, ob ich ihn portätieren darf, er nickt und bringt ein Jugendfoto und einen Katalog von Helmut Newton und deutet an, dieses Foto hätte "der" gemacht, ich sei also in bester Gesellschaft. Ich mache das Bild, wir trinken unseren Kaffee, zahlen 3 Euro und verlassen Paolos Refugium. Erst beim Gehen entdecken wir das Schild neben der Türe: "Schutzgebiet - keine Umwelt- und Geistesverschmutzer willkommen. Die Verwaltung".


Jetzt freuen wir uns schon auf unser nächstes Quartier. Es ist uns buchstäblich in die Hände gefallen - ein Grücksgriff! Der Torre Gigliano wurde im 12. Jahrhundert am Fuße des Murge-Plateaus erbaut und liegt in einer Weite von Olivenbäumen in der Agro von Ruvo di Puglia, einem geschichtsträchtigen Dorf. Zu erwähnen ist das Jatta-Nationalmuseum, das eine bedeutende Sammlung aufweist mit über 2000 archäologischen Artefakten, wodurch es zu einem der reichsten und renommiertesten Museen von Apulien wurde. Aber zurück zum Torre: Eine geheimnisvolle Vergangenheit umgibt ihn, lange wurde er als Wachturm, später als astronomisches Observatorium genutzt. Der Turm gehört seit jeher der Familie Fenicia und die jetzige Besitzerin Alessandra hatte sich vorgenommen, dieses Haus zu einem kleinen und seltenen Juwel auszubauen. Die Lage ist betörend - zwischen Olivenbäumen und Weinreben ragt der Turm heraus. Angebaut werden natives Olivenöl extra und Nero di Troja IGP, ein köstlicher Rotwein herstellt. Zwischen der Adria und dem Ionischen Meer findet diese Rebsorte ideale Bedingungen. Das Aroma besteht aus einer Mischung aus Kirschen und Rosenblättern, der Geschmack ist angenehm mit einem zarten Tannin. Lediglich der Alkoholgehalt fordert seinen Tribut: meistens über 14,0%! Alessandra empfängt uns herzlichst und führt uns in und um den Torre, ihr "Il mio Paradiso", wie sie sagt. Die Früchte eines kleinen Gemüsegartens stehen uns zur Verfügung, Pasta und Tomatensauce ist auch da und Peperoni gibt´s im Garten. Dort ist auch ein Pool, ungefähr 6 Badewannen groß, aber fein zum Abkühlen.

Heute Abend haben wir uns eingebucht in das Restaurant von Alessandras Schwester Frederica. Ein vegetarisches Menü erwartet uns. Aber davon morgen mehr....

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Klaus Hattinger (Mittwoch, 04 September 2024 11:29)

    Wie unglaublich wundervoll ist das alles.