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3. Etappe | Tag 6: Ein Tag ohne Elektro (Apulien)

An manchen Tagen muss man trotz noch so großem Enthusiasmus auf E-Mobilität verzichten, besonders auf dem Wasser. Und auch wenn wir Elektrobootfahren lieben (siehe Blogeintrag vom 25. Juli dieses Jahres), wenn keins da ist und man trotzdem zu den Grotten von Vieste will, tuts auch eine grosse flache Touristenbarke. Schon die erste Teil der Fahrt ist eindrucksvoll, Vieste von der Seeseite zu betrachten im Morgenlicht ein großzügiges Geschenk.

Das Boot bringt uns dann an den Abschnitt zwischen Vieste und Mattinata, immerhin eine der eindrucksvollsten Landschaften Apuliens: hohe weiße Klippen, die über das Meer ragen, mit Pinien, Ginster und Zistrosen, die sich mit kleinen Buchten und weißen Kiesstränden abwechseln, die nur über das Meer erreichbar sind. Zwischen den Buchten und kleinen grünen Oasen, dem Reich der Heringsmöwen und Falken, finden wir diese Höhlen, in die das Meer kriecht. Hier nimmt das Wasser dank des gefilterten Lichts und seiner Reflexionen zwischen den Felsen und der mediterranen Macchia bezaubernde Farbschattierungen an. Nichts weniger als das wollen wir erleben.


Über Jahrhunderte haben die Wellen des Meeres die Kalksteinküste des Gargano mit methodischer Langsamkeit erodiert und dabei natürliche Szenarien geschaffen, zu denen keine Hand fähig gewesen wäre und Risse, Spalten und Tunnel geöffnet. Es gibt etwa zwanzig dieser Meeresgrotten, ihre unterschiedlichen Formen haben die alten Fischer inspiriert, sie mit den eigenartigsten und kuriosesten Namen zu versehen.

 

Da wäre die große Glockengrotte, die die Form einer majestätischen, 70 Meter hohen und mit samtigem Moos bedeckten Glocke hat, die Schmugglergrotte mit doppeltem Ausgang, die einst die Flucht der Schmuggler erleichterte, die Höhle der Schwalben, in der sich die schönen Vögel eingenistet haben, die zerbrochene Höhle, die wie ein altes Schloss aussieht, das die Zeit zerstört hat, die Zwei-Augen-Höhle, die sich durch zwei kleine Öffnungen auszeichnet, die von den Wellen des Meeres gegraben wurden, die Smaragdgrotte, in der sich das Meer und das Licht an den Wänden spiegeln und suggestive Farbeffekte erzeugen, die Tomatenhöhle, wo sich im seichten Wasser sich rote Mollusken in Form von Tomaten befinden und die Höhle der Sirenen, in der, der Legende von Pizzomunno nach, einst die Sirenen lebten, die nichts anderes waren als deren Zufluchtsorte: Hier sperrten die furchterregenden Gestalten mit ihrem betörenden Gesang die jungen Mädchen, auf die sie eifersüchtig waren, mit Ketten ein.

 

Ganz so poetisch und besinnlich war die Grottenfahrt nicht in der Touristenschaukel, aber eindrucksvoll allemal. Und: als Abschluss durften wir an einem der schönsten Kieselstrände ein Bad nehmen…

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Kommentare: 2
  • #1

    Klaus (Sonntag, 01 September 2024 21:04)

    Was für wunderschöne Bilder diesen Reisebericht begleiten. Ihr seid offenbar auch genau mit dem richtigem Gefährt unterwegs und flattert energieschonend durch die wunderschöne Natur und geschichtsträchtigen Orte. Wie schaut’s mit der kulinarischen Energieversorgung unserer Freunde aus? Viel Spaß auf der Weiterreise.

  • #2

    Leo (Montag, 02 September 2024 07:35)

    Lieber Klaus, die kulinarische Energieversorgung ist fantastisch, Apulien steckt voller Genüsse, der Morgen beginnt schon mit Kaktusfeigen, die italienische Küche, wie wir sie kennen, in ihrer vielfältigsten Form, die Speisekarte enthält zu 80% Meeresfrüchte und Fisch, beim Wein lernen wir gerade dazu, einige uralte autochthone Sorten wie Greco di Tufo oder Fiano erobern gerade unser Herz...