Am Morgen werden wir durch die aufgehende Sonne und die Kirchenglocken geweckt, unser Zimmer hat nämlich zwei Fenster - eines zum Meer und eines zur Kirche. Wir wohnen mitten im Zentrum Sirolos, das konnte man in der Nacht besonders gut hören. Wir fahren wieder auf die SS16 und folgen der Adratica, links von uns immer die Bahn und dahinter das Meer. Nach einiger Zeit bemerken wir, dass die Autobahn - die Autostrada Adriatica höher liegt und damit einen wesentlich besseren Blick aufs Meer ermöglicht. Wir wechseln also dorthin. Aber nur bis Pescara, dort suchen wir einen Volkswagen-Betrieb auf, zum Autowaschen und Laden. Wir werden herzlichst empfangen und von Letizia durch den ganzen Betrieb geführt, eine nette Begegnung. Bei der Weiterfahrt teilt uns das Display des ID.7 mit, dass wir gerade mal 1000 km miteinander verbracht haben.
Auf die Empfehlung eines Mitarbeiters des Autohauses nehmen wir nicht die Autobahn, sondern folgen einem spannenden Teil der Adriatica - der Costa dei Trabocchi. Diese unverwechselbaren Maschinen aus Holz kennen wir bereits aus einer TV-Doku, die allerdings aus dem apulischen Gargano berichtete, wo sie Trabucchi genannt werden. Sie stehen auf Plattformen und sind oft über eine hölzerne Brücke mit der Küste verbunden. Ihre langen Arme tragen ein großes Fischernetz, doch heute dienen die meisten Trabocchi an der gleichnamigen Küste in der Provinz Chieti nicht mehr der Fischerei. In den letzten Jahren wurden sie in Dokumentations- und Informationsstellen oder Restaurants und Lokale umgewandelt. 25 Trabocchi schmücken diese Küste seit vielen Jahrzehnten, einige sind sogar über 100 Jahre alt. Die Trabocchi sind aber nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern auch Zeugen einer alten Fischerkultur. Ursprünglich von den Phöniziern eingeführt, wurden sie später von den Einheimischen weiterentwickelt, um den Fischfang in den oft stürmischen Gewässern der Adria zu erleichtern. Diese faszinierenden Strukturen, die wie riesige Spinnen ins Meer ragen, sind heute ein Symbol für die Widerstandsfähigkeit und Kreativität der Menschen an der Costa dei Trabocchi.
Schweren Herzens verlassen wir diesen bisher schönsten Küstenabschnitt und machen uns auf den Weg nach Vieste, aber: Jetzt wechselt die Landschaft in ein Grün, das von dutzenden Tönen gefärbt ist, gefühlte einhundert Kilometer Olivenhaine links und rechts, üppig Kaktusfeigen am Straßenrand. Schon Gabriele D’Annunzio, der im übrigen aus Pescara stammt, beschrieb diese Gegend mit folgenden Worten: „Es ist eine prächtige und zugleich delikate Landschaft , denn die Oliven schimmern voll heiliger Blässe - matt dunkelgrün an der Oberseite bis silbrig- haarig auf der Unterseite.“ Die Topografie tut ihr Übriges dazu, sie wechselt von flach in hügelig bis bergig, plötzlich fahren wir Serpentinen hinunter ans Meer und haben nicht einmal bemerkt, dass wir 200-300 Höhenmeter stetig bergauf gefahren sind. Auf den Hügeln hocken weissgetünchte Dörfer und als wir wieder eine 180 Grad-Wende vollzogen haben, thront vor uns die Stadt Peschici. Weiss und würdevoll bedeckt sie einen ganzen Bergrücken und fällt an der Spitze steil ab ins Meer. Eine Stadt mit einer seltsamen Geschichte: Eigentlich handelt es sich bei Peschici nur um einen kleinen bescheidenen Küstenort, doch dieser kam zu einem unverhofften Reichtum durch den Lottogewinn einer Tippgemeinschaft. Seit diesem Zeitpunkt sind die Menschen in Peschici noch etwas entspannter als vorher und genießen das Leben in den schmalen Gassen am Adriatischen Meer. Das erzählt die Legende. Macht Lust auf einen Besuch, finden wir...
E-Auto und Infrastruktur - was uns heute positiv aufgefallen ist: Die Rezeptionistin unseres Hotels hat uns spontan angeboten, unseren ID.7 gratis zu laden - drei verschiedene Steckdosen stünden zur Auswahl (mittellangsam, langsam, sehr langsam), und das, obwohl ein 150er-Schnelllader vor dem Hotel auf der Straße steht. So etwas freut!
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Silvia Vogel (Freitag, 30 August 2024 06:44)
So eine geniale Reise! Danke Leo fürs Mitnehmen �