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E-Mobilität am Wasser

Wenn man so viel über Elektromobilität redet und bloggt, darf man eine E-Mobilitätsform nicht außer Acht lassen: die des Elektro-Bootes. Warum ich das erzähle? Weil ich gefühlt seit meiner Kindheit nicht mehr Elektroboot gefahren bin. Aber heute - Juli, Hochsommer - haben wir spontan eines gemietet und den heimischen Wallersee auf der Wasserlinie umrundet. Ein wunderbares Erlebnis, das ich jedem und jeder weiterempfehlen kann. Kaum ist man am Wasser, gleitet man mit leisem Surren über die Wasseroberfläche (physikalisch ist das falsch, aber davon später) und wenn man den Antrieb ganz abschaltet, ist der See der leiseste Ort der Welt. Einfach dahintreiben lassen, als würde einem alles außerhalb es Wassers nichts angehen. Mehr Entspannung geht nicht.


Man könnte einwenden, dass dies nur eine Alternative zum Tret- oder Ruderboot ist. Wassermobilität für Faule. Zudem ist das Tretboot meist günstiger, schneller auf dem Wasser – aber im Betrieb auch kraftzehrender. Mag alles stimmen, aber: Nichts geht über ein Lenkrad (Steuer) und zwei Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge. Besser gesagt zwei Fahrstufen: langsam und sehr langsam. Dabei ist das Elektroboot älter als das Pendant auf der Straße. Bereits 1839 hat Moritz Hermann von Jacobi mit einem umgebauten Ruderboot die ersten erfolgreichen Versuche mit einem elektrischen Bootsantrieb durchgeführt. Es war damit das erste funktionsfähige Elektroboot der Welt. 

 

Und wenn wir schon über Technik reden, hier noch eine Information zum Thema Gleiten. Normalerweise verdrängt ein Boot stets genau so viel Wasser, wie es selbst an Masse mitbringt. Diese Boote können nicht schneller als die eigene Bugwelle sein, die bei der Fahrt vorn am Boot zwangsweise entsteht. Beim Fahren wird relativ wenig Energie benötigt, dafür ist das Maximaltempo entsprechend begrenzt. Gleiter überholen ihre eigene Bugwelle beim rund dreifachen ihres Tempos. Das ist aber nur mit einer schnittigen Rumpfform zu schaffen. Der Preis dafür ist ein stark steigender Energieverbrauch. Beim Elektroboot entleert sich der Akku dadurch überproportional. Darum sind die meisten Elektroboote nicht als Gleiter ausgelegt: Der geringere Energiebedarf beim Verdrängen verlängert die Reichweite massiv, der Akku kann entsprechend kleiner sein. Bei 70 bis 80 Prozent der bootsspezifischen Rumpfgeschwindigkeit stellt sich ein günstiges Verhältnis zwischen Tempo und Energiebedarf ein. Also echte Sparwunder. Damit ist die alte Form der Wassermobilität doch tatsächlich auf der Höhe der Zeit angekommen. Und schön ist es obendrein.

 

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