(TAG 1) Der Regen prasselt unrhythmisch auf das Dach meines Zimmers. Ganz oben liege ich im Bett, ganz oben im zehnten Stock eines alten, verfallenden Hauses, ein Ebenbild der Stadt, in der ich bin, Tirana. Die Substanz alt, sozialistisches Erbe, aber ganz oben unter dem Giebel hat die Renovierung schon begonnen, die Modernisierung, das Vermischen von osmanischem und kommunistischem Erbe und zeitgenössischem Leben und Wohnen. Hier, zwischen der Adriaküste und den Verwunschenen Bergen, einem Teil des westlichen Balkans, wache ich auf. Die Eindrücke des gestrigen Abends tauchen wieder auf, diese Mischung aus urbanen Treiben, das aus der kommunistischen Isolation herausgeplatzt ist, mit neuem Leben und kreativen Ideen befüllt wurde und dem an jeder Ecke sichtbaren Erbe eines vergangenen despotischen Regimes. Tirana, die wilde Schöne, schminkt sich für das Date mit Europa, sie ist noch nicht fertig, aber bereit. Es fühlt sich seltsam an, dass meine erste Begegnung mit ihr an einem Regentag sein musste, Tirana tränenreich, oder Tirana frisch gewaschen, ich weiß es nicht, wenn man Sonne erwartet hat, fehlt sie um so mehr. Sonne ist Farbe, ohne sie fällt diese Stadt in eine Zeit zurück, die überwunden scheint.
Was hat das mit elektrischem Reisen zu tun, fragt sich nun der geneigte Leser und die freundliche Leserin. Schließlich ist der Reiseblogger ja mit dem Flugzeug hierher gekommen, das konterkariert die Absicht dieses Blogs ganz offensichtlich. Ja, aber nur auf den ersten Blick. Denn erstens bin ich die Strecke von Salzburg nach Wien zum Flughafen elektrisch mit dem Zug gefahren und hier in Tirana ausschließlich mit elektrischen Taxis! Nein, das hätte ich in Norwegen oder Dänemark vermutet, aber nicht hier im albanischen Tirana. Der Bürgermeister von Tirana, Erion Veliaj, hat diese die Initiative gestartet, weil in der albanischen Hauptstadt über 800 Taxis lizenziert waren, die alle jährlich 3200 Tonnen Kohlenstoff produzierten. Mit einem Kraftakt wurden 60% der Flotte gegen elektrische Fahrzeuge getauscht, im Straßenbild wirken diese grünen Taxis wie 100%. Damit nicht genug, auch der städtische Verkehr soll sich verändern, indem schon bald eine Flotte von Elektrobussen auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs sein wird, was auch zu einer deutlichen Reduzierung der Umweltverschmutzung führen wird. Wow. Beispielgebend.
Trotzdem: Noch bin ich nicht angekommen, meine Seele pendelt noch zwischen Wien und Tirana irgendwo in den wolkigen Lüften, die Melodie der Sprache hat mich noch nicht gefangengenommen, noch nicht einmal erreicht. Wie bedankt man sich hier? Faleminderit, ein sperriges Wort auf den ersten Blick, ebenso wie das Wort Bitte: Ju lutem. Aber ist eine fremde Sprache nicht immer sperrig und abweisend? Albanisch ist besonders, denn es ist eine indoeuropäische Sprache, die einen eigenständigen Zweig bildet und mit keiner anderen Sprache verbunden ist. Ich sitze im Café und höre den Menschen mit geschlossenen Augen zu, vielleicht bewegt sich etwas in meinem Inneren. Ich nutze den Morgen und erkunde den Stadtteil, in dem ich wohne: Blloku. Geschäftiges Treiben, ein Geschäft nach dem anderen sperrt auf, kleine Lebensmittelläden zwischen Wechselstuben und Boutiquen, Handyshops und Densignerschuhen, alles gibt es hier. Ein Mann spricht mich an und macht mich auf das Selman Stërmasi-Stadion aufmerksam und fragt mich in einer Mischung aus Englisch und Deutsch, ob ich denn Fußballfan wäre. Ich verneine, dennoch führt er mich zu einem Hintereingang und zeigt mir stolz das Stadion mit seinen weiss-blauen Kunststoffsitzen, erzählt vom KF Tirana und dass schon mal 20.000 Menschen hier drin waren.
(TAG 2) Langsam entdecke ich Details und Besonderheiten. Eine davon ist die Häufung and Street-Art und Wandgemälden. Hier explodiert die urbane Kunst in den letzten Jahren dank einiger lokaler Künstler und eines Festivals, das es geschafft hat, auch international bekannte Künstler nach Albanien zu bringen. Leider sind das keine "echten" wilden Graffitis, die einer rebellischen Kunstform zuzuordnen wären, dennoch porträtieren die vornehmlich von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Bilder Fragmente des Lebens und zeitgenössische Sichten auf die albanische Geschichte und Tradition sowie aktuelle soziale Fragen und Anliegen. Die meisten Werke, die man an den Wänden alter Gebäude sehen kann, sind dank des MurAL Festivals entstanden, einer Veranstaltung für Street Art und Kunst im Allgemeinen, das von 2018 bis 2022 Künstler aus der ganzen Welt nach Tirana gebracht hat.
Der Wandel von einer kommunistischen zu einer demokratischen Kulturauffassung ist steinig und mühsam. Nicht nur, weil hier in Albanien die Kinder vornehmlich von den Großeltern erzogen werden, weil die Eltern mit Geldverdienen beschäftigt sind, auch das, aber nicht nur. Zuviel Symbole weisen immer wieder in betonierter Form in die Vergangenheit. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, ist, den Dingen eine neue Bedeutung zu geben. Und manchmal sind Symbole einfach. So geschehen bei der Pyramide Tirana, die ich heute besucht habe. Ein Eitelkeit versprühendes Denkmal wird zum Gedenken an einen Diktator gebaut, eine opulente Extravaganz in einem Land, in dem Brot rationiert wird, dessen Menschen kaum essen können. Das Regime wird dann gestürzt, und nach beträchtlichen Kämpfen wird die Demokratie etabliert. Die Bürger fühlen sich frei, sich sein Vermächtnis anzueignen und, nicht allzu respektvoll, anzupassen, bis ein Architekt beauftragt wird, diese Transformation dauerhaft zu gestalten. Bedrohung wird zu Verspieltheit, das Geschlossene wird offen, ein heruntergekommenes brutalistisches Symbol wird in einen lustigen Multispace-Veranstaltungsort verwandelt. Eine Befreiung. Heute ist die Pyramide ein Jugend-IT-Zentrum für kreative Technologien mit Schwerpunkt auf Computerprogrammierung, Robotik und Start-ups mit dem Namen TUMO Center Tirana.
Wo kann man den Tag besser ausklingen lassen als in einer Bar!? Gleich zwei habe ich besucht, ein leichtes Spiel im Stadtteil Blloku, der voll Ausgeh-Möglichkeiten ist. Diese beiden sind aber was Besonderes, darum der Hinweis. Die erste, die man so leicht nicht findet, liegt sie doch in einem Hinterhof im 1. Stock: Radio Bar (www.radiobar.al). Ein wirklich einzigartiger Ort in Tirana, besonders für Retro-Liebhaber, alles ist voll mit alten Radios, Tonbandgeräten, Nähmaschinen und allerlei mehr. Es ist auch bekannt für Cocktails, gute Musik und nettes Personal. Wenn man etwas anderes als die üblichen Bars und Clubs kennenlernen will, dann ist dies der richtige Ort. Der zweite Tipp: Kino (https://menu.kino.al), einer der neuesten Hotspots in Tirana. Das auffälligste und denkwürdigste Detail im Kino ist seine Bar, der Tresen im Inneren, ein tolles Remake eines alten, berühmten Clubs in Tirana. Aber in Wirklichkeit ist Kino auch einer der wenigen Orte in der Stadt, die tatsächlich das albanische Kino feiern. Die Wände sind voll mit Vintage-Filmplakaten und Fotos, die man von alten Theatersitzen aus bewundern kann.
(TAG 3) Ein massives Gewitter erschüttert heute morgen Tirana. Die Blitze fliegen nur so durch die Luft, das Donnergrollen ist ohrenbetäubend. Ich sehe durchs Fenster dem Treiben zu und denke an ein Gespräch, das ich zum Thema Energieversorgung (wegen der vielen E-Taxis) geführt habe. Wo kommt der ganze Strom her? Man glaubt es nicht, aber Albanien ist Vorreiter in Europa. Das Land steht heute so gut da, weil es niemals damit begann, Kohle- oder Atomkraftwerke zu errichten. Man wirtschaftete schon früh mit dem, was man hatte: Sonne und Wasser. Um das Land unabhängig mit Energie versorgen zu können und auf Energieimporte aus dem Ausland verzichten zu können, lagen hier bereits vor Jahren die erneuerbaren Energien nahe. Nun profitiert das Land von diesem Schritt. Trotzdem gibt es auch hier das Problem, dass die Klimakrise die Gewässer bedroht und angesichts der Endlichkeit der Ressourcen die Stromproduktion aus Wasserkraft größeren Gefahren ausgesetzt ist. Aber da gibt es noch etwas: In der Tiefe einer Chrom-Mine in Bulqizë verbirgt sich ein riesiges Wasserstoffreservoir, das das Potenzial birgt, als saubere Energiequelle genutzt zu werden. Es wird geschätzt, dass bis zu 50.000 Tonnen Wasserstoff in dem Reservoir unter der Mine lagern könnten – genug, um den hohen Fluss für 238 Jahre aufrechtzuerhalten. Diese Entdeckung unterstreicht das enorme Potenzial, das in der Nutzung von Wasserstoff als sauberer Energiequelle liegt. Während die Infrastruktur für eine umfassende Nutzung dieser Ressource noch entwickelt werden muss, bietet das riesige Wasserstoffreservoir unter der albanischen Mine einen aufregenden Ausblick auf eine Zukunft, in der saubere Energie unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren könnte.
Warum bin ich eigentlich hier in Albanien? Das ist schnell erklärt. Ich mache einen Workshop mit und bei der großartigen Fotografin Jutta Benzenberg (www.juttabenzenberg.com), eine, die Land und Leute kennt und dazu noch versucht, ihr Wissen und Talent anderen zu vermitteln. Ausser mir gibt es noch zwei Fotografen, die hier sind, Hans und Roland, beide aus Deutschland. Heute machen wir eine Exkursion ans Meer, nach Durrës, seit der Antike die bedeutendste Hafenstadt der Region. Überall in Durrës kann man heute auf Spuren von Römern und Griechen, Venezianern, Osmanen, Italienern und Kommunisten stoßen. Viele der Sehenswürdigkeiten der zwischenzeitlich recht hübsch herausgeputzten Stadt verstecken sich aber in Nebengassen. Die Hafenstadt ist zwar Albaniens zweitgrößte Stadt, wirkt aber eher beschaulich. Zudem ist Durrës auch ein Badeort: Im Süden erstreckt sich ein langer Sandstrand, besonders beliebt bei albanischen Badegästen. Den Strand steuern wir als erstes an auf unserer Jagd nach Motiven, Menschen treffen wir wenig an, es herrscht die typische Vorsaison-Tristesse. Das Wetter bessert sich von Minute zu Minute und wir fahren weiter, eine abenteuerliche Straße führt zu einem Restaurant-Geheimtipp: CharliMax (www.charlimax.com), ein Seafood-Restaurant in unglaublicher Lage mit fantastischem Ausblick und noch besserer Küche. Wir stärken uns mit Meeresfrüchten, Nudeln und Weißwein und fahren in den Hafen von Durrës, wo wir die Gelegenheit bekommen, sowohl den Fischer- als auch den Containerhafen fotografisch weidlich zu nutzen und letztlich den Hafenarbeitern in der Werft mit unseren Kameras auf die Nerven zu gehen...
(Tag 4) ist geprägt von kulinarischen und gastronomischen Eindrücken. Wir fahren aus Tirana raus aufs Land, nach Petrele. Dort haben sich Agronom Sokol Sinani und Mentor Andrea Shundi einen Traum erfüllt. Ein 100% Bio-Bauernhof sollte es werden, ohne Pestizide oder Chemikalien, nur mit organischen Düngemitteln und natürlichen Konservierungsstoffen. Der Name: "Fustanella Farm" (https://fustanellafarm.al). Eine Farm, die eine breite Palette von Gemüse anbaut, in der Regel lokale Pflanzen, aber auch neue Kulturen, die in den letzten Jahren nach Albanien gebracht worden sind. Schon bald wuchs die Idee, die Produkte nicht nur an gehobene Partner-Restaurants zu liefern, sondern die Ernte frisch in einem eigenen Bio-Restaurant zu verarbeiten, das nach dem Prinzip "Farm-to-Fork" oder "Farm-to-Table" arbeitet. Eine Küche, die traditionelle Rezepte, die seit Jahrhunderten gekocht werden, verfolgt und neu interpretiert und sowohl die mediterrane als auch die Balkanküche als Basis dafür nimmt. Die angebotenen Fleischprodukte kommen von Schwesterfarmen, aber bald soll eine eigene Geflügelfarm und ein kleiner Stall entstehen. Dazu gibt es eine Auswahl an albanischen und internationalen Weinen und Spirituosen, frische Fruchtsäfte und hausgemachte eingelegte Gemüse, die im eigenen Hofladen verkauft werden. Ziel ist auch, bald offizielles Mitglied von Slow Food International zu werden. Wir lassen uns von den sympathischen Kellnern und vom Chef selbst beraten und tafeln wie die Könige - ein unvergessliches Erlebnis!
(Tag 5) Eine Wolke aus Jasminduft liegt über der Stadt, eigentlich ungewöhnlich, denn der "Jasminum officinale" entfaltet seine stark duftenden, weißen Blüten erst von Juni bis September. Trotzdem ist er wie ein Rausch, dieser honigartige, süßliche Geruch, dem man nachsagt, dass er eine stark euphorisierende Wirkung auf Menschen ausübt. Wir sind in Shkodra, oder wie man in Albanien sagt, Shkodër. Im Norden liegt sie, zwischen den Flüssen Drin, Buna und Kir und dem Skutarisee, eine der ältesten Städte Albaniens. Wir sind 120 km von Tirana entfernt und schon ganz nah an der Grenze zu Montenegro. Die 2400 Jahre alte Stadt ist aber auch das Zentrum des Katholizismus des Landes und die Einwohner der alten Stadt leben täglich dem Rest der Welt eindrucksvoll vor, dass ein friedliches und respektvolles Zusammenleben verschiedener Religionen möglich ist. Wir haben uns - außer, dass wir auch zum Fotografieren hergekommen sind - einige Dinge vorgenommen: den Besuch der Altstadt, die Besichtigung der Ebu-Bekr-Moschee und den Besuch des Marubi National Museum of Photography, das wir gleich als erstes ansteuern.
Das Marubi-Museum (www.marubi.gov.al) ist ein einzigartiges albanisches Fotomuseum. Den Kern der Sammlung bildet das beeindruckende Werk der Marubi-"Dynastie", Albaniens erste und führende Fotografenfamilie. Die Sammlung umfasst das Werk von Pjetër Marubi, einem italienischen Maler und Fotografen, der sich in Shkodra niedergelassen hatte, so zum Beispiel das erste Foto, das 1858 in Albanien aufgenommen wurde. Dazu kommen faszinierende Porträts, Straßenszenen und Beispiele frühen Fotojournalismus, die alle einen faszinierenden Einblick in das alte Albanien und den Aufstieg und Fall des Kommunismus geben. Das Museum ist liebevoll gestaltet und zeigt auch Foto- und Dunkelkammer-Equipment aus dieser Studio-Epoche, die im Laufe der Jahre von drei Generationen von Fotografen bis in die frühen 1950er Jahre geleitet und bereichert wurde.
Diese Stadt hat viele Namen. Shkodra, Shkodër (albanisch), Skadar (serbisch), Iskodra (türkisch) oder Scutari (italienisch) war schon immer ein Treffpunkt der Kulturen. Und das spürt man auch, wenn man in der Altstadt durch die Gassen schlendert, man begegnet einem ruhigen, geradezu verträumten Stadtklima. Die gemütlichen Basare und Fußgängerzonen lassen vergessen, dass die Adria doch noch rund 20 Kilometer entfernt liegt. Der Verkehr ist überschaubar, was auffällt, sind die vielen Fahrradfahrer*innen. Alles in allem eine Stadt, an der durchaus Gefallen finden kann, wenn man diese Beschaulichkeit schätzt.
Die Große Moschee Ebu-Bekr ist die Hauptmoschee der Stadt und beeindruckt bereits von außen. Die Minarette sind 41 Meter hoch, die zentrale Kuppel 24 Meter. Unter der Kuppel beginnen halbkreisförmige Fenster, die dem Innenbereich sehr viel Licht spenden. Rund 1.300 Gläubige finden hier Platz. Beeindruckend!
Zuletzt besuchen wir noch die Festung Rozafa, eigentlich nur, weil wir einen Blick von oben auf Shkodra und das Umland werfen wollen. Wer die Festung ursprünglich erbaute, weiß niemand so richtig. Es dürften die Illyrer selbst gewesen sein, die von hieraus ihr Reich regierten. Der Sage nach errichteten drei Brüder die ersten Mauern der Burg, doch sie stürzten über Nacht immer wieder ein. Ein alter Mann riet ihnen, eine Frau lebendig einzumauern, die dem entstehenden Schloss eine Seele geben würde. Dann würden die Mauern der Burg alle Zeiten überdauern. Die Brüder konnten sich jedoch nicht einig werden, welche ihrer Ehefrauen das Opfer bringen würden und so kamen sie überein, dass diejenige die ihnen am nächsten Mittag das Essen brächte, eingemauert würde. Die beiden älteren Brüder betrogen den jüngsten und weihten ihre Frauen ein. So erschien Rozafa, die Frau des jüngsten Bruders. Als sie von ihrem Schicksal erfuhr, bat sie, einen Arm, ein Bein und eine Brust nicht mit einzumauern, so dass sie ihrem Kind die Brust geben, es wiegen und streicheln könne. Noch Jahrhunderte später soll eine weiße Flüssigkeit immer wieder aus den Mauern geflossen sein, die Muttermilch von Rozafa... Ich mag solche Geschichten, und die Aussicht von dort oben ist umwerfend!
Fazit meines ersten Besuchs Albaniens und Tiranas: Wenn man etwas anderes in Europa ausprobieren will, Italien oder Kroatien mal links liegen lässt, dann ist Albanien das richtige Land. Tirana ist speziell, aber besticht durch eine Mischung aus urbanem Flair und einer gewissen Beschaulichkeit, die man in anderen europäischen Großstädten nicht mehr findet. Die Menschen tragen das ihre dazu bei, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist herzerwärmend. Richtungsweisend ist auch der hohe Anteil an E-Autos und die Tatsache, dass Albanien das einzige Land am europäischen Kontinent ist, das seine Energie zu 100% aus Wasser und Sonne bezieht. Eine Woche war definitiv zu wenig, denn vor allem das Hinterland lockt mit atemberaubenden Landschaften, die Strände entlang der Ägäis müssen wunderschön sein. Die Kulinarik ist top und kann es mit allen anderen Südländern locker aufnehmen. Der Lonely Planet hat Albanien zum absoluten Traumziel gewählt, und noch ist das Land eine Art Geheimtipp, doch vermutlich nicht mehr lange. Ich freue mich schon auf unsere Adria-Umrundung im September, da kommen wir mit dem Schiff von Italien wieder nach Albanien....
Und zuletzt noch ein Fazit zu meinem eigentlichen Grund, Tirana und Albanien zu besuchen, den Fotografie-Workshop mit Jutta Benzenberg (www.juttabenzenberg.com). Fünf Tage in einem Land, das ich noch nicht kannte, fünf Tage sich nur mit Fotografie auseinandersetzen, ein mehr als reizvoller Gedanke, dem ich letztendlich Raum gab. Ich buchte einen Workshop bei Jutta Benzenberg in Tirana/Albanien. Erstens, weil ich ihr fotografisches Werk schon viele Jahre bewundere, zweitens auch, um sie als auch das Land, die Kultur des Ortes als Inspirationsquelle zu nutzen. Es wurde viel mehr. Jutta Benzenberg arbeitet nicht wie eine Lehrerin, sie lebt vor und moderiert. Sie geht davon aus, dass ihre Schüler bereits wissen, was sie wollen und was sie wissen müssen. Sie hilft ihnen dabei, ihren eigenen Geist freizuschalten und begleitet damit ihr Selbstlernen. Sie gibt Ideen und Vorschläge und verbringt viel Zeit damit, die Workshop-Teilnehmer, ihr Werk, ihre Bilder, ihre Art, zu fotografieren, kennenzulernen. Diese Analyse ist ein wichtiger und wertvoller Teil des Unterrichts. Was ich in diesen fünf Tagen mitgenommen habe? Ein Beispiel von vielen: Jutta Benzenberg hat mich gelehrt, wie Menschen nicht nur auf das Bild, sondern in das Bild kommen. Die zwingende Suche nach Nähe, nach Kontaktaufnahme mit dem Motiv, ob direkt oder indirekt, das wird mich ewig begleiten, wann immer ich eine Kamera in die Hand nehme und auf die Straße gehe. Und ich habe die Art und Weise genossen, wie sie versucht hat, jedem der Teilnehmer maßgeschneiderte Ideen zu geben, die allen dabei helfen, die beste Version von sich selbst zu werden. Fünf wertvolle Tage. Hier noch ein paar Beispiele meiner Arbeiten...
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Franz Kok (Sonntag, 05 Mai 2024 06:15)
Ich bin seit 2008 regelmäßig in Albanien um mit Universitäten zu arbeiten. Es ist nach meiner Beobachtung das sich am schnellsten verändernde Land am Western Balkan. Mit der Grundreform vor einigen Jahren wurde aus einer graubraunen Landschaft ein lebender Garten.