Ja, sie lesen richtig, das hat jetzt nicht unmittelbar etwas mit Reisen zu tun - aber immer noch mit E-Mobilität. Ich habe mich entschlossen, auf unserem Blog eine neue Kategorie einzuführen: "Faktencheck E-Mobilität", also Hintergrundwissen zu diesem Thema. Schon das erste Thema ist brisant, aber wichtig.
Ich bitte für die nächsten Zeilen um Nachsicht, auch wenn sie einen Beitrag zum Weltfrauentag leisten sollen. Ja, es stimmt - da schreibt schon wieder ein Mann über Frauenthemen, aber die immer wiederkehrenden Gender-Diskussionen der letzten Monate haben mich inspiriert, die Unterschiedlichkeit der Geschlechter mal in der E-Mobilität zu betrachten. Zuerst greife ich da natürlich auf die persönliche Erfahrung zurück. Die ist schnell erzählt. Als ich das erste Mal mit einem E-Auto nach Hause kam, war sofort klar, wer da die erste Probefahrt macht: SIE. Und da viele Frauen weitgehend frei von dem weit verbreiteten "Höher, schneller, weiter"-Syndrom sind, fällt auch die Beurteilung anders aus. Bei dieser ersten Probefahrt ging es also nicht um Beschleunigung, sondern vielmehr um Entschleunigung und Effizienz. Das ruhige Gleiten und die Rekuperation, also das Rückgewinnen von Energie in Brems- und Bergabfahr-Phasen hatten ihr es angetan. Das war 2014. Wir hatten an einer Klimabündnis-Rally mit einem VW e-up teilgenommen. Genauso ein Modell kauften wir dann 6 Jahre später, also 2020, bis heute ist es das Lieblingsauto meiner Frau.
Ich habe also versucht, objektive Beweise dafür zu finden, dass Frauen e-Mobilität schneller annehmen und verstehen als Männer. Fündig wurde ich bei einer Umfrage der EIB (Europäische Investitions Bank), die ein paar brisante Erkenntnisse aufzeigt: "Frauen entscheiden sich in Europa eher für eine nachhaltige Mobilität als Männer. Und sie treffen 80 Prozent der Reiseentscheidungen. Studien zufolge hätten wir schon 18 Prozent weniger Emissionen, wenn sich Männer so von A nach B bewegen würden wie Frauen. Sie nutzen auch häufiger als Männer das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel, wollen aber nicht ganz aufs Auto verzichten."
In Deutschland gibt es einen bemerkenswerten Verein mit dem Namen „electrified women“. Sie sagen: „Wenn es um individuelle Mobilität geht, haben Frauen oft einen anderen Blickwinkel als Männer. Bei uns ‚electrified women‘ steht nicht nur die Technik im Fokus, sondern vor allem die praktische Handhabung, der Fahrspaß, die Freude an der Geräuschlosigkeit der Fahrzeuge und die Alltagstauglichkeit".
Für mich bleiben offene Fragen: Wird die Mobilitätswende nur von Männern für Männer vorangetrieben? Oder sind Frauen die besseren Impulsgeber für Mobilität? Studien zeigen, dass gendersensible Klimainvestitionen einen höheren Nutzen für Klima und Umwelt stiften, neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen und finanziell effektiver sind. Ich werde in Zukunft einfach besser hinhören, denn aus der weiblichen Verkehrs-Perspektive können wir Schlüsse für die Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität ziehen. Für Verkehrspolitik und Industrie wäre das Zuhören (und vor allem das zu Rate ziehen von Frauen) auch eine gute Strategie...
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