(VERENA) Ein kleines Steinhäuschen an der wilden bretonischen Nordküste hätte es werden sollen. Dort, wo sich Touristen nur noch spärlich hin verirren, weil es da fürs schnelle Vergnügen nichts mehr zu holen gibt. Sich eine Woche in einer diesen kargen und doch so einladenden Steinbehausungen einmieten und die Luft und den Spirit dieser Landschaft inhalieren: Atmen, lesen, schreiben, sein.
Bei unseren Wanderungen in den letzen Jahren sind wir ihnen immer wieder begegnet, es gibt sie, diese wunderbaren Behausungen, oft von beeindruckend großen Felsen umfangen und so raffiniert vorm Wind geschützt, aber offenbar ist es ohne dem nötigen Know-how oder Netzwerk schwierig, eines anzumieten. Wir geben aber nicht auf…
Gestrandet sind wir letztendlich in einem durchaus hübschen Steinhaus am Ende des kleinen Hafen von Ploumanac`h, das bretonische Wort für „Langer Stein“. Diesmal war es zwar keine Liebe auf den ersten Blick aber wir drei haben uns inzwischen - unterschiedlichen Sauberkeitsansprüchen zum Trotz - kompromisshaft angenähert.
Inzwischen beobachten wir genüsslich den täglichen und nächtlichen Blick auf den pittoresken Hafen, das Treiben der Einheimischen und den nicht enden wollenden Strom an Wanderern, die an „unserem“ grünen Zaun mit Rucksäcken oder Kleinkindern am Rücken verschwitzt und mit was auch immer suchendem Blick vorbei strömen.
Noch faszinierter beobachten wir von unserer kleinen Terrasse aus, wie das Wasser kommt und geht, 2x pro Tag und Nacht. In der Bretagne beträgt der Tidenhub bis zu 14m, das sind enorme Wassermengen, die wie von Zauberhand bewegt die Boote und Schiffe dazu verurteilen, bei Ebbe auf ihren Schwertern in einem schwarzen Schlick festzustecken, um sehnsüchtig darauf zu warten, wieder leicht und schwebend auf der Meeresoberfläche schaukeln zu dürfen.
Eine schönere Metapher für das Leben ist wohl schwer zu finden.
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