Immer wieder kommt einem zu Ohren, die Belgier können mitunter etwas seltsam sein. Aber seltsam kann ja auch in Richtung liebenswert und außergewöhnlich gehen. So würde ich Cederic, den Sohn des Schlossbesitzers Francis von ‚Le Moulin de Comte‘ im gleichnamigen Dorf, sehen wollen. Cederic macht im Schloss fast alles alleine, es gibt keinen einzigen Angestellten. Er empfängt an der Rezeption, serviert das Frühstück und das Abendessen. Wie er uns anvertraute, reinigt er auch die Zimmer und überzieht die Betten selbst und dann ist da ja auch noch ein Riesengarten… Seine größte Freude scheinen seine 7 Chihuahua-Hunde zu sein, die er sich liebevoll und stolz in jeder freien Minute unter den Arm klemmt, selbstredend maximal paarweise und nur hintereinander. (Unvergesslich, das von Papa Francis gekochte 5-gängige Menü, dessen Hauptgang, der auf viel zu kleinen Desserttellern serviert wurde und fast über die Ränder quoll.)
Besonders gespannt war ich nach der Nächtigung im ‚Le Moulin de Comte‘ auf die klassische Fähren-Überquerung des Ärmelkanals von Calais nach Dover. In der Tat ist es sehr erhebend, wenn die berühmten Kreidefelsen von Dover durch den zarten Dunst näher und näher kommen. Allerdings habe ich noch nie in meinem Leben - außer vielleicht auf Flughäfen - so viel zusammenhängend zubetonierte Fläche wie in Calais gesehen, irgendwie ein ziemlich deprimierender Anblick.
Bedauerlicherweise präsentiert sich auch das sonst so saftiggrüne Südengland großflächig sehr trocken und ausgedörrt und schließt damit an die vorigen fünf Länder nahtlos an. Als wir im Jahr 2008 unsere Tochter anlässlich eines Studienjahres in Dartington/Devon besuchten, empfing uns die Vegetation verschwenderisch blühend und mit Grün in allen Schattierungen. Wie traurig ist es, dass der Klimawandel auch hier bereits gnadenlos zugeschlagen hat.
Bei der Weiterfahrt zu unserem Quartier in Chichester/West Sussex passieren wir atemberaubende Klippen, darunter auch die höchste Klippe Englands und spazieren auf Stränden mit den schönsten, bunten Steinen, die man sich nur vorstellen kann. Die Sonne verhält sich nobel zurückhaltend und scheint nur schemenhaft durch den Dunst, ein Traumlicht für jeden Fotografen. Leo macht atemberaubende Fotos und ist kaum mehr wegzubringen von dieser Szenerie. ‚Schwarzrüssel‘-Tage nenne ich das, wenn man ihn nur mehr mit Kamera und langem Objektiv vor dem Gesicht zu sehen bekommt. Wie glücklich er in diesen Stunden ist und dabei Zeit und Raum völlig vergisst…
Sehr spät am Abend erst checken wir in unserem Quartier THE BEACHHOUSE, ein einfaches aber sehr heimeliges Bed&Breakfast ein und fallen ziemlich erledigt ins Bett.
Morgen ist ja auch noch ein Tag. Und was für einer!
Kommentar schreiben